Teil von Britta Kebschull
Mäßig erfolgreich bis erfolgreich verlief insgesamt die Rheinlandmeisterschaft der U20 und U16 für die LG Sieg. Wie bereits letztes Jahr, war die Wichtung der Titel stark zugunsten
der jüngeren Altersklasse verschoben. Während die U16 mit Dreifachsieger Lucas Schuhen auf fünf Titel kam, musste sich die U20 mit einer Verbandsmeisterschaft durch den Speerwerfer Oliver Weber
begnügen. Am Sonntag gab es noch eine Zugabe. Britta Kebschull ist Rheinlandmeisterin im Hammerwurf U18.
Man muss es ihm lassen: Lucas Moritz Schuhen hat ein Händchen für die Auswahl seiner Disziplinen. Er könnte eigentlich in allen Angeboten bestehen, aber überall würde es sicher nicht zum Titel reichen. Da aber die Athleten der U16 eine Teilnahmebeschränkung auf drei Einzeldisziplinen haben, ist sorgfältig auszuwählen und zu prüfen, wo es sich besonders lohnt. Für Lucas hat es sich gelohnt, letztes wie dieses Jahr. Sieben Antritte, sieben Titel - da muss man nicht wirklich meckern.
Aber auch die Leistung stimmte. Mit 39,07 Sekunden im 300m-Lauf steht die Tür jetzt weit offen zur Süddeutschen in Ingolstadt (QN 39,00) und hat sich auch schon ein klein wenig geöffnet für die DM in Bremen (38,50). Satte Verbesserungen gab es für ihn auch über die 80m Hürden (12,25s) und im Weitsprung mit nur drei Versuchen (5,62m), wobei das in der Halle dieses Jahr schon etwas besser geklappt hat.
Richtig erfolgreich lief es auch für die Herdorferin Julia Stinner, die völlig überraschend im 100m-Lauf triumphierte. Mit 13,49s im Vorlauf (Finale 13,50) lief sie persönliche Bestzeit und qualifizierte sich wie auch im Hürdenlauf, in dem sie Zweite wurde, für die Süddeutsche Meisterschaft. Im Weitsprung blieb sie unter ihren Möglichkeiten. Titel Nummer fünf ging erwartungsgemäß an Mira Schlosser im Hochsprung, die sich mit Hanna Kaiser (LG Bernkastel-Wittlich) allerdings einen harten Fight lieferte und letztlich "nur" aufgrund der Fehlversuchsregelung die Nase vorne hatte (1,59m). Um auch bei den Süddeutschen ein Wörtchen mitzureden, wäre jetzt nochmal eine Steigerung angezeigt. Auch für die erhoffte DM-Quali von 1,66m müsste sie noch einen doppelten Zahn zulegen. Aber ausgeschlossen ist das bestimmt nicht. Im Weitsprung wurde sie Dritte. Im Duell der beiden einzigen 3000m-Läuferinnen zog die 13-jährige Lara Heinemann den Kürzeren. Als Eingangswert kann sie mit 12:49 aber schon einmal ganz zufrieden sein.
In der U20 gab es nur einen Sieger. Zum ersten Mal stand Oliver Weber ganz oben auf dem Treppchen. 46,44 Meter mit dem Speer, da hatte er schon bessere Werte. Aber der Sieg im Duell mit Simon Gilles (SpVgg Burgbrohl) war völlig ungefährdet, und so war dieser Triumph der verdiente Lohn für seine Beharrlichkeit trotz zahlreicher unglücklicher Niederlagen in der Vergangenheit. Die weiteren Ergebnisse aus der U20 können mit "übersichtlich" zusammengefasst werden. Kleine persönliche Verbesserungen gab es für Patrizia Müller über 200m (27,18s, 3. Platz) und 100m (12,74s im Vorlauf), Sara Prinz über 100m Hürden (17,73s, 4.), und eine starke Verbesserung von Ben Sanna über 100m (12,03s), was jedoch ebenfalls nicht für die Medaillenränge reichte. Aber seine Umorientierung von der Mittelstrecke auf den Sprint verheißt eine starke Entwicklung.
Die RM Hammerwurf am Sonntag sah eine strahlende Siegerin in der Klasse U18. Britta Kebschull konnte endlich ihren ersten Titel holen (wollen wir mal den Hallencupsieg aus dem Jahre 2012 außer Acht lassen) und tat dies standesgemäß: 47,26m!
Wer nicht zur Meisterschaft musste oder wollte, konnte nach Hessen fahren. Hier war an diesem Wochenende keine Verbandsmeisterschaft angesagt, und so fand in Wetzlar ein großes Sportfest mit 400 bis 500 Athleten statt. Atmosphärisch war dieses äußerst gelungen. Kein Stress und keine Bevormundungen, jeder kam zu seinem Recht. Darunter litt ein wenig die Pünktlichkeit. Als dann der Speerwurf der U18 mit eineinhalbstündiger Verspätung endlich starten sollte, verließ die Protokollführerin erstmal ihren Platz, um sich auf die Suche nach zwei gemeldeten Athletinnen zu machen, die beim Aufruf fehlten. Keiner meckerte, schon gar keiner protestierte. Wenn jemand in Zeitkonflikt wegen des (ebenfalls verspäteten) 200 Meter-Laufs geriet: Kein Problem, dann wurde eben gewartet. So viel Zuvorkommen und Freundlichkeit haben wir selten gesehen. Als dann aber jeder Athlet beim Hochsprung ohne Vorgaben seine Anfangshöhe angeben sollte (Kampfrichter-Originalzitat: "Wir sind ja hier schließlich nicht bei einer Deutschen Meisterschaft"), ging das dann doch ein wenig zu weit, und Athleten und Kampfrichter einigten sich darauf, doch eine gewisse Grundstruktur mit einheitlichen Höhen festzulegen. Wohlgemerkt: Hier waren keine Ignoranten am Werk, die Kampfrichter haben durchaus was von ihrem Handwerk verstanden. Und auch die Bratwurst hat endlich mal gut geschmeckt. Die Veranstaltung wurde übrigens noch vor Eintreten tiefer Dunkelheit erfolgreich zu Ende geführt.
In der Männerklasse verbesserten MIchael Pees, Simon Wardein und Andreas Freidhof über 100 und 200m ihre Saisonzeiten. Auf persönliche Bestwerte kam Markus Weber in Speer und Kugel. Die weibliche U18 testete sich in diversen Disziplinen. Franka Hassel hatte ihren ersten Auftritt über 200m und musste bei fehlender Meldezeit mit der Innenbahn vorlieb nehmen. Das tat der Freude an der neuen Strecke keinen Abbruch: Mit 27,20s lässt es sich erstmal gut lachen.Die Speerwurffamilie war mit Weiten von knapp 44m (Lea Lemke) bzw. knapp 35m (Kati Weller und Nele Schneider) zufrieden. Nele Schneider hatte endlich wieder einen weiten Sprung von 5,00 Metern. Das tut gut, wenn es jetzt in die Siebenkampfvorbereitung geht. (gb)
Bild oben: Die Photographen lassen sich heute besonders viel Zeit.