Gelungener Neuanfang auf dem Molzberg

Distanz & Desinfektion

Nach mehr als drei Monaten völliger Leichtathletik-Entbehrung und neun Monate nach der letzten Stadionveranstaltung hat es am Molzberg in Betzdorf erstmals wieder einen Stadionwettkampf im Rheinland gegeben. Die komplexen Hygienevorgaben infolge der Corona-Krise ließen sich bei dieser kleinen Veranstaltung problemlos umsetzen. Auch die Leistungen der meist jungen Athleten zeigten auf, dass die Form rasch wieder aufgebaut werden konnte. Es wurden zahlreiche neue persönliche Bestleistungen aufgestellt.


Ein schwerer Stein fiel den Organisatoren vom Herzen, als der letzte Wettkampf absolviert und die Anlagen wieder zurückgebaut waren. Alles frisch desinfiziert, keine besonderen Vorkommnisse: Die erste größere Freiluft-Sportveranstaltung im Kreis, im Landesverband Rheinland gar die allererste Leichtathletik-Stadionveranstaltung des Jahres 2020, hatte ihre Bewährungsprobe bestanden.

 

Dabei hatte die veranstaltende LG Sieg ganz bewusst das Einstiegsprogramm recht klein gewählt: Sprintstrecken bis maximal 300 Meter, ein Hürdenlauf und Weitsprung für die Schülerklassen, Verzicht auf den nicht unproblematischen Mittelstreckenlauf und die aufwendigen Wurf- und Stoßdisziplinen, damit konnten sich die genehmigenden Institutionen (Kreisverwaltung, Sportbund und Leichtathletik-Verband) gut anfreunden, obwohl die weitgehenden Lockerungen nach CoBeLVO 10 zum Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht Thema waren. Auch der enggestrickte Zeitplan, der trotz guter Weitsprungbeteiligung (die zeitaufwendigste Disziplin) eine Begrenzung auf zweieinhalb Stunden erlaubte, gefiel allen Beteiligten. Nicht zuletzt die Wettkampforganisation vor Ort war ein Kinderspiel: Mit einem Laptop, einem mobilen Internetanschluss und einer kleinen vorbereiteten Blattsammlung war der Arbeitsplatz auf ein Minimum ausgestattet und die Handvoll Zuschauer sowie die Daheimgebliebenen per Live-Ergebnisschaltung über das Internet immer aktuell informiert.

 

Die Sprinter waren mit ihren Zeiten noch nicht alle restlos zufrieden, kam doch erschwerend noch ein leichter Wind auf, der – wie konnte es anders sein – aus der Gegenrichtung blies. So konnte der Favorit über die 100-Meter-Strecke, Michael Pees, die Disziplin zwar für sich entscheiden, musste sich aber mit einer Zeit von 11,47 s begnügen, eine halbe Sekunde oberhalb seiner Bestzeit. Ähnlich erging es der leicht angeschlagenen Julia Trapp bei den Damen, die sich mit 12,92 s knapp gegen Vereinskameradin Sarah Eichenauer (12,98 s) durchsetzte, aber auch ihr fehlte eine gute halbe Sekunde gegenüber dem letzten Jahr. Julia war von der Corona-Krise hart ausgebremst worden, hatte sie sich doch Anfang des Jahres in bestechender Form befunden und eine Kreisbestleistung im Hallensprint über 60 Meter hingelegt. Aber es ist ja noch sozusagen Beginn der Sommersaison… So fanden beide 100m-Gewinner über 200 Meter diesmal ihre Meister aus den eigenen Reihen: Über die halbe Stadionrunde waren Lucas Moritz Schuhen (23,14 s) und Sarah Eichenauer (26,01 s) die Schnellsten. Aus den Reihen der männlichen Platzierten kam Benjamin Neef nahe an seine Bestleistungen, während Máté Kärcher, Johannes Kölbach, Fabrizio Mühlon und Elias Schmitt diese übertrafen. Besonders letzterer überzeugte als 15-Jähriger mit einer Steigerung von 12,54 auf 12,34 s, und besondere Erwähnung findet sein Riesensatz im Weitsprung, bei dem er seine Bestleistung von 5,48 m auf 5,79 m steigerte. Ähnlich erfreulich ging es bei den weiblichen Jugendlichen zu: Alle fünf Betzdorfer Athletinnen der U18 absolvierten beide Sprintdisziplinen – am erfolgreichsten Lea Jung, die sich auf 13,59 s bzw. 27,43 s verbesserte. Lara Heinemann konnte an die Vorjahresergebnisse nicht ganz anknüpfen, Margerita Muhl, Emily Renk und die neu eingestiegene Jana Hoffmann verbesserten sich teilweise. In der Klasse der WJU16 wurden Zeiten unter 14 Sekunden noch nicht erreicht. Dem am nächsten kam Hannah Sophie Hundt mit 14,37 s. Solide Werte im Weitsprung gab es für Sina Wilwerscheid (4,29 m) und Leni Körner (4,27 m).

Im 300-Meter-Lauf blieb der 14-jährige Jonas Fuhrmann mit 39,76 s unter der 40-Sekundenmarke und könnte sich bei weiterer Steigerung damit im nächsten Jahr für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren, vorausgesetzt, der passionierte Fußballer bleibt der Leichtathletik treu. Der gleichaltrige Jacob George erreichte in diesem Rennen 43,87 s, die beiden angetretenen W14-Mädchen kamen auf 48,34 s (Kim Maya Scheel) bzw. 48,59 s (Lilly Klöckner). Beide liefen auch über 80 m Hürden. Auch hier hatte Kim mit einer guten Zeit von 13,85 s die Nase vorn (Lilly 14,79 s).

Einen ganz starken Auftritt hatten die Jungen und Mädchen der U14. Bei den Jungen dominierten, jeweils mit persönlichen Bestwerten, die 13-jährigen Daniel Hehn (Sieger über 75 m in 10,20 s), Elias Ludwig (60m Hürden in 10,23 s) und Steffen Walkenbach (Weitsprung 5,10 m). Auch Adrian Schlosser und Elija Euteneuer standen dem nicht viel nach, und die 12-jährigen Julius Hehn, Simon Renk und Marius Zöller hatten, schon wegen fehlender Vergleichswerte, ebenfalls Bestleistungen zu bieten. Nicht viel anders sah es bei den Mädchen aus, mal abgesehen davon, dass Soundié Mulitze alle drei Wettbewerbe dominierte, wenn auch nicht mit dem vielleicht erwarteten ganz großen Abstand: Sie gewann über 75 m in 10,21 s, 60 m Hürden in 10,49 s und im Weitsprung mit 4,95 m, jeweils dicht gefolgt in den drei Disziplinen von Marie Adam (10,57 s), Maja Cordes (10,54 s) und Luzia Schwan (4,79 m). Diese Konstellation mit den auch für Landesverhältnisse ausgezeichneten Leistungswerten lässt für die nahe Zukunft noch so manchen spannenden Wettkampf erwarten. Und auch die "Unterlegenen", Leni Bergmann, Chiara Sommer und Anni Heukäufer, gaben eine gute Figur ab.

 

Insgesamt also eine runde Sache. Solche kleinen Sportfeste mit überschaubarem Disziplinenaufgebot könnten wir uns öfter vorstellen. Wir arbeiten dran – Corona sei Dank. (gb)

 

 

Bild ganz oben: Distanz und Desinfektion - das Motto des zeitgemäßen Sports

Bild oben: Sarah gegen Jule - mit dem besseren Ende für Jule

Bild Mitte: Viel Platz beim Hürdenlauf - Daniel Hehn

Bild unten: Beim Weitsprung hat jeder seine Wartehürde, hier wartet Luzia Schwan